Gedächtnis
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1. Informationen rund um das Gedächtnis

(Gedächtnis, Gedächtnisleistungen und Gedächtnisschulung

1. Was bedeutet eigentlich Gedächtnis?
2. Bedingungen für ein gutes Gedächtnis (3)
3. Gesetzmäßigkeiten beim Gedächtnis (9)


 

1. Was bedeutet Gedächtnis?


Unter dem Begriff Gedächtnis wird allgemein die Fähigkeit verstanden, Informationen abrufbar zu speichern und zu reproduzieren.
Körperliche Grundlage für das Gedächtnis ist bei Mensch und Tier die Gesamtheit der Nervenzellen. Wie diese die Informationen aufbewahren, das heißt, durch welche Vorgänge Erregungen zurückbleiben beziehungsweise Spuren hinterlassen, ist noch weitgehend ungeklärt.
Das menschliche Gedächtnis arbeitet in drei Stufen:
     Im Ultrakurzzeitgedächtnis werden für 6 bis 10 Sekunden Eindrücke bewahrt.
     Das Kurzzeitgedächtnis hält Eindrücke für maximal 1 bis 2 Stunden fest, im Allgemeinen
     jedoch nur für Sekunden bis Minuten.
     Inhalte des Kurzzeitgedächtnisses (z. B. eine bestimmte Zahlenfolge), die man sich einge-
     prägt hat, geraten rasch wieder in Vergessenheit (Extinktion), wenn sie nicht durch
     häufiges Wiederholen (Üben) ins Langzeitgedächtnis überführt werden.
     Im Langzeitgedächtnis werden die Informationen dann relativ dauerhaft (Tage bis Jahre)
     gespeichert und die von ihnen gebildeten Gedächtnisspuren (Engramme) verfestigen sich
     mit jeder Ablesung. Die Erhärtung von Engrammen durch ihre wiederholte Benutzung
     bildet die Grundlage für eine dauerhafte Speicherung und Wiedergabe der zugehörigen
     Informationen.
     Dieser Vorgang wird auch als Konsolidierung bezeichnet.

Die meisten Informationen werden in dem am stärksten differenzierten Teil der Großhirninde, dem Neokortex, gespeichert.
Ungelöst sind noch viele Probleme im Zusammenhang mit dem Vergessens.
(Quelle:
In Anlehnung an: „Gedächtnis“ (c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2001)

 

 

2. Bedingungen für ein gutes Gedächtnis (3)


Ein gutes Gedächtnis ist die Fähigkeit, Informationen abrufbar zu speichern und zu reproduzieren.
Körperliche Grundlage für das Gedächtnis ist bei Mensch und Tier die Gesamtheit der Nervenzellen.

Wie diese die Informationen aufbewahren, das heißt, durch welche Vorgänge Erregungen zurückbleiben, beziehungsweise Spuren hinterlassen, ist noch weitgehend ungeklärt.

Ebenso sind viele Probleme, die mit dem Vergessen zusammenhängen fast ungelöst.
Es gibt praktisch nur drei sichere Regeln.

Im Allgemeinen gilt:

1. Es wird umso mehr vergessen, je größer der zeitliche Abstand zwischen Einspeiche-
     rung und Erinnerung ist.
2. Sinnarmes, unwichtiges, schlecht gegliedertes und umfangreiches Material wird
     eher vergessen.
3. Art und Anzahl der auf einen Lernvorgang folgenden Eindrücke beeinflussen das
     Ausmaß des Vergessens.
    
(Hinweis:
         Von den Tieren haben (mit Ausnahme der Mesozoen und Schwämme) alle vielzelligen
         Tiere ein Gedächtnis.
         Nach neuesten Erkenntnissen hat sogar ein Regenwurm ein Gedächtnis.
         Sein Erinnerungsvermögen reicht aber nur 24 Stunden.
         (Quelle ARD, Video-Text, Tafel 454 vom 14.06.2001)


 

3. Gesetzmäßigkeiten beim Gedächtnis (9)

1. Verknüpfung
     Man behält etwas besser, wenn man dieses „Etwas“ mit anderen Sachen, Begeben-
     heiten, Informationen oder Situationen verknüpft.
     Beispiel:

         Wenn man z.B. aus der Küche kommt und ins Wohnzimmer geht, kommt es vor, dass
         man kaum im Wohnzimmer angekommen, nicht mehr weiß, was man im Wohnzimmer
         eigentlich wollte. Geht man den Weg wieder zurück in die Küche, so erinnert man sich
         fast immer an das eben vergessene. In der Küche hat man die selben optischen,
         akustischen geruchsmäßigen Eindrücke wie vorher.
         Mit diesen Eindrücken ist das eben Vergessene noch verknüpft.
         Deshalb erinnert man sich leichter.


1.1. Anzahl der Verknüpfungen
        Je mehr Verknüpfungen es gibt und umso „fester“ die Verknüpfungen jeweils sind,
        desto besser kann man sich an dieses „Etwas“ erinnern.

2. Es dauert etwa 15 Minuten
     Erst nach etwa 15 Minuten sind Informationen (z.B. Bilder) im Gehirn im Langzeit-
     gedächtnis gespeichert.
     Beispiel:

        Diese schwer zugängliche Erkenntnis wird durch neurophysiologische Untersuchungen
        z.B. nach schwerer Schockeinwirkung bei einem Autounfall empirisch belegt.
        Alles was man vor etwa 15 Minuten vor dem Unfall gesehen oder erfahren hat, kann man
        wiedergeben.
        Das was später gesehen oder erfahren wurde nicht mehr.
        (Beleg und Quelle: „Denken, Lernen, Vergessen“ von Frederik Vester)

3. In der Kindheit muss man lernen
     Was man in jungen Jahren gelernt hat, kann an auch noch im späten Alter.
     Beispiel:
        Der Opa kann noch mit seinen z.B. 82 Jahren seine Gedichte aufsagen, die er in seiner
        Kindheit gelernt hat.

4. Arten von Gedächtnis
     Beim Gedächtnis unterscheidet man drei Stufen oder Arten:
           1. das Ultra-Kurzzeitgedächtnis,
           2. das Kurzzeitgedächtnis und
           3. das Langzeitgedächtnis.
     Ausschlaggebend für diese Einteilung ist allein die Wiedergabemöglichkeit des
     Aufgenommenen.

Zu 1) Im Ultrakurzzeitgedächtnis werden für 6 bis 10 Sekunden Eindrücke bewahrt.
Zu 2) Das Kurzzeitgedächtnis hält Eindrücke für maximal 1 bis 2 Stunden fest, im Allgemei-
           nen jedoch nur für Sekunden bis Minuten.
Zu 3) Inhalte des Kurzzeitgedächtnisses (z. B. eine bestimmte Zahlenfolge), die man sich
           eingeprägt hat, geraten rasch wieder in Vergessenheit (Extinktion), wenn sie nicht
           durch häufiges Wiederholen (Üben) ins Langzeitgedächtnis überführt werden.
           Dort werden die Informationen dann relativ dauerhaft (Tage bis Jahre) gespeichert und
           die von ihnen gebildeten Gedächtnisspuren (Engramme) verfestigen sich mit jeder
           Ablesung.
           Die Erhärtung von Engrammen durch ihre wiederholte Benutzung bildet die Grundlage
           für eine dauerhafte Speicherung und Wiedergabe der zugehörigen Informationen.
           Dieser Vorgang wird auch als Konsolidierung bezeichnet.


     Hinweise:
       
Diese Unterscheidung ist von besonderer Wichtigkeit bei Prüfungssituationen.
        Für einen Vokabel-Test am nächst Tag genügt es in der Regel am Abend davor oder gar 
        morgens die Vokabeln zu lernen. In einigen Wochen sind die meisten aber wieder
        vergessen obwohl man beim Vokabel-Test alles wusste.
           Bereitet man sich für ein Examen vor, so muss man sehr viel mehr Wissensstoff parat
           haben.
           Man muss nicht nur früher mit dem Lernen beginnen, sondern das Gelernte auch
           häufiger auffrischen.

Beispiele zu den Gedächtnisarten:
     1. Ultra-Kurzzeitgedächtnis:
       
Sie kennen alle diese Situation: Jemand sagt etwas und sofort - der Redende hat kaum
        fertig ausgesprochen - ertönt von eine Seite der Ruf: „Noch mal !“ oder „Wie bitte!
        oder unhöflich „Was?“
       
Bevor der Redende sich wiederholen kann, sagt der Nachfragende: „Ist schon gut!“
        Er weiß (nun wieder) was der zuerst Redende gesagt hat!
        Erklärung: Die Neuronen (?) kreisen noch in den Nervenbahnen im Gehirn und er hört
        das nach einigen wenigen Sekunden noch einmal ähnlich einem Mini-Echo.

     2. Kurzzeitgedächtnis:
       
Man lernt in der Pause vor der Vokabelarbeit und schneidet gar nicht mal so schlecht ab.

     3. Langzeitgedächtnis:
       
Opa kann noch mit seinen z.B. 82 Jahren noch seine Gedichte aufsagen, die er in seiner
        Kindheit gelernt hat.
        (Er kann es aber nur, weil er das öfters macht (also übt) und viele staunen.)


5. Art der Sinnaufnahme
     Nach der Art der Sinnaufnahme und des Erinnerns kann man die Gedächtnisleistung
     unterscheiden:
     Beispiele:

        Man kennt vielleicht eine Personen mit einem guten optischen Gedächtnis.
        Ein anderer behauptet, er habe ein gutes akustisches Gedächtnis.

6. Die Verknüpfung von mehren Sinnen bei der Sinnaufnahme
     Wenn mehre Sinne bei der Aufnahme eines bestimmten Sachverhalts beteiligt sind,
     kann dieser Inhalt auch in mehreren Gehirnzentren gespeichert werden.
     Diese Art der Sinnaufnahme nennt man „mehrkanalige Sinnaufnahme“ und ist sehr
     erfolgreich.
     Gut ausgebildete Lehrer wissen um diesen Tatbestand und setzen nicht nur auf die
     akustische Sinnaufnahmen (Lehrervortrag, Lehrer-Schüler-Gespräch, Schüler-
     Referat), sondern setzen auch zum selben Sachverhalt eine OH-Folie, ein Dia oder
     einen Kurzfilm ein.
     So hat auch die mehrfache Jugendweltmeisterin (erst 17 Jahre) Christiane Stenger
     besonders die Bedeutung der Verknüpfung für das Gedächtnistraining hervor-
     gehoben.
     (Quelle: „Eine 17-jährige erklärt Schülern, wie man das Lernen lernt“,
                                                                                  Handelsblatt vom 12./13./14.11. 2004

7. Der Sachbezug
     Von der Sache her kann man ebenfalls die Gedächtnisleistungen unterscheiden.
     Beispiele:
       
Es gibt Personen, die sich Gesichter gut merken können.
        Es gibt Personen die sich Namen besonders gut merken können.
        Ein dritter hat ein gutes Zahlengedächtnis und kann Telefonnummern oder Geburtstage
        auswendig.

8. Die Anzahl der Gehirnzellen
     Die Anzahl der Gehirnzellen soll sich nach neuesten Erkenntnissen verändern, je
     nachdem ob man sein Gedächtnis trainiert oder nicht.
     T
rainiert man sein Gedächtnis, so vermehren sich die Gehirnzellen.
     Bis vor kurzem glaubte man, dass die Anzahl der Gehirnzellen konstant sei und sie sich
     nicht teilen.
     (Quelle: ARD, Video-Text, Tafel 545, am 14.06.2001 10.oo Uhr)

9. Die Wiederholungen
     Inhalte des Kurzzeitgedächtnisses, die man sich eingeprägt hat, geraten rasch wieder
     in Vergessenheit (Extinktion), wenn sie nicht durch häufiges Wiederholen (Üben) ins
     Langzeitgedächtnis überführt werden.